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DAS WIN-HAUS FEIERT SEINEN ERSTEN GEBURTSTAG

Mitten im Sechzig-Viertel gelegen, ist das WiNHaus International ein wichtiger Treffpunkt für Geflüchtete und ihre Nachbarn. In diesen Tagen feiert die Einrichtung, die eine Kooperation zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde Nippes und der Initiative „Willkommen in Nippes“ ist, ihren ersten Geburtstag.

Es gibt Couscous mit einem bunten Gemüseallerlei. Zwischen 20 und 30 Personen sind an diesem Mittwoch im WiNHaus, es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, zwischen kurzem Verweilen und einer kompletten Abendgestaltung ist alles drin, und ein kurzes, unverbindliches „Hallo“ ist genauso möglich wie Verbindlichkeit herzustellen. „Wir glauben daran, dass Integration gelingen kann“, sagt Miriam Haseleu, Pfarrerin der Lutherkirche in Köln-Nippes. „Slogans und Stereotypen hinterfragen wir. Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, können sich hier im WiNHaus treffen. Wir begegnen ihnen auf Augenhöhe und versuchen, zusammen ein Stück neue Heimat für sie aufzubauen.“

 

 

Fixpunkt in einer fremden Welt

Seit September 2016 gibt es das WiNHaus International, in diesen Tagen feiert die Einrichtung, die eine Kooperation zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Nippes und der Initiative „Willkommen in Nippes“ ist, ihren ersten Geburtstag. Gelegen mitten im Sechzig-Viertel, ist das WiNHaus für viele Geflüchtete ein wichtiger Fixpunkt geworden. Weil es Orientierungshilfe bietet. Und weil Menschen unterschiedlichster Herkunft und aus verschiedensten Kulturen – aktuell kommen sie aus rund 15 verschiedenen Nationen – seitdem im WiNHaus einen Ort haben, an dem sie sich treffen, austauschen und mitteilen und zudem in vielfältiger Weise Hilfe bekommen können. „Dank des Engagements vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter ist es inzwischen gelungen, dass viele Geflüchtete eine Wohnung oder ein WG-Zimmer gefunden haben“, erzählt Miriam Haseleu. „Wenn die Geflüchteten einen Sprachkurs belegen, können sie im WiNHaus Betreuung bei ihren Hausaufgaben bekommen.“

Im WiNHaus geht es immer auch um Abschied. Besonders spürbar wird dies, wenn Asylgesuche abgelehnt werden. Nicht alle Geflüchteten werden als Asylsuchende anerkannt. „Es ist nicht einfach, mit den Menschen zu sprechen, die einen Abschiebebescheid bekommen haben. Aber wir versuchen, ihnen so gut wie möglich zur Seite zu stehen“, so Miriam Haseleu. Kristina Koch, als ehrenamtliche Mitarbeiterin von Anbeginn im WiNHaus mit dabei, weiß, was sich im Laufe des ersten Jahres verändert hat. „Wie das mit den Sprachkursen läuft, wissen die meisten Geflüchteten mittlerweile. Insgesamt sind die Anliegen der Geflüchteteten komplizierter geworden, und die Behördenbriefe sind definitiv nicht einfacher geworden. Deren Sprache und deren Inhalt bringt auch mich als Muttersprachlerin an Grenzen. Es kostet Energie, sich da reinzufuchsen.“

 

 

Kommunikations- und Lebensort im Veedel

Natürlich gibt es auch im WiN-Haus hin und wieder Konflikte, natürlich schiebt mitunter jemand Frust, natürlich machen kulturelle Unterschiede und soziale Prägung den Umgang miteinander nicht immer einfach. Und so wird im WinHaus gelacht, gekocht, gespielt, diskutiert und, wenn nötig, eben auch mal gestritten. Und man freut sich zusammen, wenn ein Geflüchteter einen Mini-Job ergattern konnte – und so einen weiteren Schritt in eine immer noch neue und zugleich hoffentlich immer weniger fremde Welt machen kann. „Unter den Geflüchteten sind ein paar, die inzwischen auch ehrenamtlich mitarbeiten und sich zum Beispiel selbst in Sprachkursen engagieren“, sagt Kristina Koch. „Wenn das so funktioniert, ist das natürlich super.“

 

 

Die Stimmung beim Fest zum ersten WiNHaus-Geburtstag ist so kommunikativ wie ausgelassen, die Atmosphäre versprüht den Charme einer wahrhaft globalen WG-Party, in jedem Raum ist es rappelvoll: nähergkommen ist man sich schon länger, jetzt steht man auch ganz eng zusammen. Auch die Tanzfläche ist prächtig gefüllt, DJ Tobias Stachelhaus schlägt einen großen Bogen von Bob Marley, Michael Jackson über Zaz hin zu den Black Eyed Peas und DJ Antoine vs. Timati feat. Kalenna. Bei deren Hit „Welcome To St. Tropez“ ist natürlich keiner wirklich im Nobelort an der Côte d’Azur – aber alle fühlen sich willkommen. Wieder einmal bewahrheitet sich das verbindende Element von Musik: Die Idee des Dancefloors als Sehnsuchts- und Zufluchtsort, als Raum, in dem Geschlecht, Alter, Herkunft und Hautfarbe und nicht zuletzt sozialer Status für die Dauer von ein paar Songs keine Rolle spielen, ist frisch wie eh und je. So jung und so wichtig: In diesen Tagen ist das WiNHaus International ein Jahr alt geworden; es ist ein relevanter Kommunikations- und Lebensort für alle Menschen des Stadtteils geworden. Wir danken allen, die dem WiNHaus mit Rat und Tat wohlwollend zur Seite stehen. Und freuen uns auf das zweite Jahr!

 

Text: Martin Weber