Ihr findet uns auch auf

Neve Hanna – ein besonderes Kinderheim in Israel

Im Kinderheim Neve Hanna in der südisraelischen Stadt Kiryat Gat habe ich nach meinem Abi ein Jahr lang als Freiwillige gearbeitet und gelebt. Es wurde vor fast 50 Jahren von einer in Deutschland geborenen Jüdin gegründet und ist ein besonderes Kinderheim.

Zum einen aufgrund der therapeutischen und pädagogischen Zusatzangebote, wie Mal-, Gestalt- und Tiertherapie. Denn die meisten der 80 Kinder haben Traumatisches erlebt, wenn sie nach Neve Hanna kommen. Sie werden vom Jugendamt aus ihren Familien genommen, in denen sie oft Missbrauch, Misshandlung oder Vernachlässigung erfahren haben. In Neve Hanna wohnen sie in Familiengruppen, die zu ihrem Zuhause werden.

Zum anderen durch die Friedens- und Versöhnungsarbeit. Schon vor Jahrzehnten hat der damalige Heimleiter Dudu Weger Kontakt zur muslimisch-beduinischen Stadt Rahat, 20 Minuten von Kiryat Gat entfernt, aufgenommen. Seitdem treffen sich jüdische Kinder aus Neve Hanna und muslimische Kinder aus Rahat regelmäßig. 2004 wurde in Neve Hanna der erste jüdisch-muslimische Tageshort Israels gegründet, der „Nativ leShalom“, auf Deutsch „Pfad zum Frieden“. Die Kinder kommen zur Hälfte aus Kiryat Gat und die andere Hälfte aus Rahat. Betreut werden sie von einer jüdischen Pädagogin, zwei muslimischen Pädagogen sowie israelischen und deutschen Freiwilligen. Sowohl Hebräisch als auch Arabisch sind im täglichen Leben und Miteinander präsent, sowie die jüdischen und muslimischen Festtage und die jeweiligen Segenssprüche, die bei den Mahlzeiten beide gesprochen werden. Durch den vielfältigen Kontakt, der beim Spielen auf dem Hof nach der Hausaufgabenzeit auch mit den Kindern und Jugendlichen, die in Neve Hanna leben, und den Mitarbeitenden entsteht, profitieren alle. Das Miteinander fördert eine tolerante und weltoffene Einstellung.

Seit dem Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ist auch in Neve Hanna nichts mehr wie es war. Die jüdische Stadt Kiryat Gat und muslimische Stadt Rahat liegen gleichermaßen im Raketenbeschuss der Hamas aus Gaza, die seit nun schon über zwei Monaten täglich Raketen auf Israel abfeuert. Ein normaler Alltag ist noch nicht wieder möglich.  Bei Raketenalarm bleiben nur wenige Sekunden, um sich in Sicherheit zu bringen. Das bedeutet, dass die Kinder sich ständig in der Nähe zu den Schutzräumen aufhalten müssen. Was das für zumeist ohnehin schon traumatisierte Kinder bedeutet, kann ich nur ahnen. Die Mitarbeitenden in Neve Hanna bemühen sich, die Kinder in dieser Situation zu stärken und zu unterstützen. Dafür brauchen sie zusätzliche Gelder für Therapie- und Freizeitangebote und für pädagogisches Personal. Zudem sind zusätzliche Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen nötig. Es ist allen bewusst, dass ein Kinderheim mit 80 jüdischen Kindern ein bevorzugtes Ziel der Hamas-Terroristen wäre.

Alle in Neve Hanna hoffen, dass der Schrecken des Terrors und die Angriffe aus Gaza bald ein Ende haben und die Hoffnung auf Frieden, auf Shalom, weiter gelebt werden kann. Und ich hoffe, dass wir dann bald auch wieder mit einer Gruppe aus unserer Gemeinde zu Besuch dorthin reisen können, so wie wir es 2014 getan haben.

– Dorit Felsch

Spenden an Neve Hanna:

Neve Hanna Kinderhilfe e.V.,
Aachener Bank eG
IBAN: DE84 3906 0180 0826 0320 14

Verwendungszweck: Nippes für Neve Hanna

Weitere Infos unter www.nevehanna.de oder direkt bei Dorit Felsch, dorit.felsch@ekir.de