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Bedienungsanleitung fürs Luftgitarrespielen

Foto: Martin Langhorst

Lutherkirche Köln-Nippes, Gemeindesaal, 25. März 2017. Kulturkirche für Kinder mit Pelemele und Suli Puschban.

Rock’n’Roll geht immer. Auch an einem Samstagnachmittag, wenn die Sonne scheint und das Wetter draußen ein bisschen Frühling spielt. Drinnen spielt derweil Pelemele und bringt die Bude zum Dampfen. Beziehungsweise den Gemeindesaal der Lutherkirche in Nippes.

Die versammelte Kinderschar ist zu diesem Zeitpunkt längst in einem sportiven Wettkampf mit sich selbst. Im Akkord klatschen. Die Hände in die Luft werfen. Dabei auf jeden Fall weiterklatschen. Das Hüpfen nicht vergessen und natürlich die Texte mitbrüllen. Silbengenau. All das machen auch die Erwachsenen, die an diesem Nachmittag vor der Bühne stehen: Mama, Papa, Freunde der Familien. Wo man auch hinguckt: Überall wird gehüpft, mitgesungen, mitgeklatscht. Kindgerecht geht es zu im Gemeindesaal, aber auf keinen Fall kindisch. Sondern eben mit der richtigen Mischung aus ausgesuchten Albernheiten und einer Portion Gedanken, die schlau machen, wenn man gut zuhört.

Hase im Cabrio

„Ihr wisst, was ein Cabrio ist?“, fragt die Berliner Liedermacherin Suli Puschban, die an diesem Tag zusammen mit Pelemele auf der Bühne steht. Die Antwort, in der sich die reine Wahrheit und moderne Technik beherzt einhaken, folgt prompt und ist ein Ankommer im Publikum: „Ein Cabrio, das ist ein Auto, wo das Dach im Kofferraum ist“. Der Song zur Erklärung heißt „Ein Hase im Cabrio“, führt erneut zum bewegungsintensiven Mitmachen bei Groß, Mittelgroß und Klein und macht vor allen Dingen eins: Laune. Klar, dass die Kölner Band, die Rockmusik für Kinder und die ganze Familie macht, die Geschwindigkeit auf der Entertainment-Spur hält. Pelemele liefert eine tolle Bedienungsanleitung fürs Luftgitarrespielen. Und die wird – was sonst?  – im begeisterten Publikum sofort in die Praxis umgesetzt. Es gilt: vorgemacht, nachgemacht, mitgemacht.

Olivenbaumplantagenbesitzer und Stinkefüße

„Unsere Träume, unsere Welt“ lautet das Motto, unter dem Pelemele und Suli Puschban an diesem Samstag im März die Griffbretter von akustischer und E-Gitarre bespielen. „Nimm uns mit“ und „Olivenbaumplantagenbesitzer“ heißen zwei Songs von der Setlist von Pelemele, und zusammen mit Suli Puschban kümmern sich die Musiker dann um ein Thema, das uns alle angeht. Egal wie alt oder jung, egal wie groß oder klein, egal wie arm oder reich. Worum es geht? Na, um „Stinkefüße“. Christoph „Picco“ Fröhlich, Sänger und Bassspieler von Pelemele, setzt beim Thema auf das Tragen von Turnschuhen: „Bessere Stinkefüße als in alten Turnschuhen gibt’s nicht“. Klar, dass Suli Puschban beim „Stinkefüße-Contest“ mithalten will: „Meine Füße stinken so, da gehen sogar die Blumen ein!“. Wer den Geruchswettbewerb für sich entschieden hat, wird an dieser Stelle nicht verraten.

Weniger Rosa, mehr Haltung

Kein Geheimnis ist aber, dass Suli Puschban noch ein tolles Lied gegen eine Masche der Spielzeug- und Textilindustrie gesungen hat. Diesen Branchen gefällt es nämlich, Jungen und Mädchen nach Farben einzuteilen, wenn es um Klamotten und Spielzeug geht. Jungs sollen demnach eher in Blau und zum Beispiel als Piraten daherkommen, Mädchen in Rosa und als Prinzessin Lillifee. Was Suli Puschban von so etwas hält, ist klar: nichts. Und das Publikum ist, quer durch die Generationen, voll einverstanden. „Ich hab die Schnauze von Rosa“, tönt es durch den Gemeindesaal; weniger Rosa, mehr Haltung. Nach dem Konzert von Pelemele und Suli Puschban ist natürlich auch ordentlich was los: Am Merch-Stand gibt’s coole T-Shirts (das Motiv mit einer Gitarre, um die Flammen züngeln, ist der Renner!) – und CDs, und Autogramme der Musiker kann man nach der Zugabe ebenfalls ergattern.

Text: Martin Weber