Sexuelle Bildung ist ein wichtiger Teil der Prävention von sexualisierter Gewalt. Wenn Jugendliche Zugang zu sexueller Bildung in geschütztem Raum bekommen, kann das erheblich dazu beitragen, sie vor Übergriffen zu schützen.
Sexuelle Bildung hilft, die Thematik zu enttabuisieren und die Sprachlosigkeit zu überwinden. Wichtig ist, dass die Jugendlichen erleben: „Ich darf hier mitbestimmen.“
Daher ist sexuelle Bildung ein Bestandteil der Konfi- und Jugendarbeit in unserer Gemeinde. Ihr zugrunde liegt unsere theologische Perspektive auf Sexualität: Der Mensch ist ganzheitlich Schöpfung und Ebenbild Gottes, dazu gehören Körper, Lust und Sexualität. Der biblische Satz „Liebe deine/n Nächste/n wie dich selbst.“ (Lev 19,18; Mk 12,31) ist der Maßstab für verantwortlich gelebte Sexualität. Sexualität ist vielfältig und individuell. Offenheit und Akzeptanz gegenüber allen sexuellen Orientierungen und Geschlechteridentitäten sind für uns selbstverständlich. Persönliche Grenzen können unterschiedlich sein, brauchen eine Kultur der Kommunikation und sind jederzeit zu achten.
In unserer Konfi- und Jugendarbeit schaffen wir Räume, in denen die Jugendlichen einen achtsamen und offenen Umgang erleben und einüben können. Dabei wollen wir ihr Vertrauen in sich selbst und einen respektvollen Umgang miteinander stärken. Diese Erfahrungen ermöglichen ihnen im besten Fall, auch in ihrem intimen Erfahrungsraum der Sexualität auf eigene und fremde Bedürfnisse und Grenzen zu achten und sich selbst zu vertrauen. Die Jugendlichen lernen eine verantwortungsvolle und wertschätzende Sprache über Sexualität kennen und werden in ihren eigenen Wahrnehmungen ernst genommen und gestärkt.
Für diese Arbeit braucht es viel Reflexion und Fortbildung der Mitarbeitenden. Daher lassen wir uns von einer Expertin unterstützen: Anja Franke ist Diplompädagogin und Sexualpädagogin. Sie berät uns zum Thema und gestaltet mit uns Konfi-Elternabende zum Thema.
Anja Franke: „Ein Präventionsgrundsatz lautet: Nur wer Bescheid weiß, kann auch Bescheid sagen. Dafür braucht es Räume, in denen Sprache entsteht und erlaubt ist. Es braucht Übungsfelder. Evangelische Jugendarbeit ist hierfür ein hervorragender Ort, weil sie partizipativ, kontinuierlich und selbstbestimmt ist. Hier treten Jugendliche aktiv in Beziehung. Der erste Kuss auf einer Ferienfreizeit, der Austausch mit den Freund:innen über sexuelle Themen, jenseits von elterlicher oder schulischer Aufklärungsinitiative, das Ausprobieren der eigenen Geschlechterrolle und -identität. Die Kirchengemeinde ist ein guter Schutz- und Kompetenzort dafür, da sie zum Beispiel frei von Leistungsdruck ist.“
– Miriam Haseleu